Haus für Poesie

Lesung & Gespräch

Mit Lim Chul Woo Autor und Ryu Bo-sun Literaturkritiker | Moderation: Dr. Holmer Brochlos Sprachlektor, Institut für Koreastudien, FU Berlin | Sprecher: Michael Hase | Dolmetscherin: Irene Maier

Abschiedstal ist der Name einer kleinen Bahnstation im abgelegenen Nordosten Südkoreas, einer ehemaligen Bergbaugegend. Die Bahnstation, das Personal und die dazugehörige Ortschaft sind in dem gleichnamigen Roman von Lim Chul Woo der Schauplatz der Erzählgegenwart, an dem seine Figuren leben: ein junger Bahnbeamter und seine Kollegen, Leute aus dem Dorf, darunter eine junge Frau, die einen Laden für "Backwaren mit Musik" aufgemacht hat, und eine alte Frau ohne Gedächtnis, die Hauptfigur des Romans.

Jeden Tag legt diese Frau mitten im Winter ihren Rollkoffer hinter sich herziehend den Weg zwischen ihrer Hütte und dem Bahnhof zurück, wo sie eine Fahrkarte kauft, mit der sie nirgendwohin fährt. In einer umfangreichen Rückblende erfahren wir ihre Lebensgeschichte und wie sie als junges Mädchen von den Japanern als Zwangsprostituierte in die Mandschurei verschleppt wurde. Die Schilderungen des Martyriums, dem sie und ihre Leidensgefährtinnen im Militärbordell täglich ausgesetzt waren, sowie die Folgen und Verletzungen derjenigen, die diese Hölle überlebt haben, erhalten das größte Gewicht in diesem Roman, der sich dabei aber nicht auf die Probleme der Gegenwart und die trüben Aussichten in die Zukunft beschränkt.

Wie in allen Erzählungen Lims geht es vor allem um Erkundung der Vergangenheit, in diesem Fall dort, wo sie am schrecklichsten war. Aus der Bahnstation, die es wirklich gab, wurde vor einigen Jahren ein kleines Museum – auch ein Weg, sich mit Vergangenheit zu befassen.

Ort:
Haus für Poesie
Kulturbrauerei

Knaackstr. 97, 10435 Berlin

Eintritt:
frei!